Weder Regenwetter noch das St.Pauli-Spiel oder das bunte Treiben von Minimal auf dem Heiligengeistfeld konnten die rund 50 Hunde-Lobbyisten und -Sympathisanten davon abhalten, am 27. Mai 2006 auf der Freilauffläche Schmuckstraße in Hamburg-St. Pauli auf die zum Teil unzumutbaren Zustände für Hund und Halter auf Hamburgs Freilaufflächen aufmerksam zu machen.
Viele Hundhalter kamen zünftig in „Knacki-Outfit“,
doch auf die Dreck-Wiese wagten sich nur wenige.
„Freut sich der Hund, freut sich der Mensch. Und der Hund freut sich, wenn er im Grünen herumtollen kann.“ So steht es auf www.hamburg.de. Doch was sich dem Hundehalter auf St. Pauli bietet, spottet jeder Beschreibung. Urin-Geruch liegt über der Wiese, der nicht – wie man annehmen könnte – von den Hunden stammt, sondern von den unzähligen betrunkenen Kiez-Besuchern, die des Nachts die Wiese mit einem öffentlichen Pissoir verwechseln. Zudem ist die Fläche übersät von Scherben – Überreste nächtlicher Alkohol-Exzesse. Kein verantwortungsbewusster Hundehalter wird hier seinen Hund je freiwillig laufen lassen, viel zu groß ist das Risiko aufgeschnittener Pfoten.
Die Scherben-Ausbeute nach 30 Minuten Sammeln auf der Freilauffläche.
Die meisten der anwesenden Hunde wollten sowieso nicht auf die Fläche oder fühlten sich schier unwohl, wenn Herrchen oder Frauchen versuchten, sie auf dieses verdreckte Stückchen Grün zu locken. So ein Hundeknast eignet sich eben nicht zum Herumtollen! Diese Freilauffläche ist bestenfalls eine Freigangfläche, auf der Rex & Co. gerade mal ihr Geschäft verrichten können. Chancen, einem unsympathischen Artgenossen aus dem Wege zu gehen, gibt es nicht. Hunde, die sich zwangsläufig auf so einer Fläche häufiger aufhalten, entwickeln schnell Revieransprüche und Territorialverhalten, was unweigerlich zu Stress und Raufereinen führt. Der Freizeitwert für Mensch und Hund tendiert hier gegen Null.
Doch das Angebot der Stadt für Freizeit mit Vierbeinern à la Schmuckstraße ist kein Einzelfall. Die meisten der 86 Freilaufflächen, die die Stadt als Kompensation für den generellen Leinenzwang anbietet, sind ein (schlechter) Witz.
„Jaiza“ fühlte sich sichtlich unwohl.
Gerade einmal 800 Quadratmeter groß ist die Hundewiese im Kellinghusenpark! Im wunderschönen Stadtpark wurden „großzügig“ 1.700 Quadratmeter für die Vierbeiner freigegeben. Ihnen bleibt von der staubigen Fläche aus nur der sehnsüchtige Blick durch die Gitterstäbe auf Büsche und Bäume. Besonders attraktiv sind auch die Freilaufflächen im Volkspark, die sich – sinnigerweise – direkt auf den Parkplätzen „rot“ und „grün“ von Colorline- und AOL-Arena befinden. Ganz abgesehen von den Flächen in der City Nord oder in Langenhorn, die regelmäßig von gastierenden Zirkus-Unternehmen belegt werden.
Wenn die Aktion wegen starken Regens auch vorzeitig abgebrochen werden musste, so hatten die aktiven Hunde-Lobbyisten dennoch Gelegenheit, viele interessante Gespräche zu führen. Die Spenden-Flyer zur Verfassungsklage gingen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln und mit dem Inhalt der Sammelbüchse sind Hamburgs Hundehalter den Richtern am Verfassungsgericht wieder ein Stückchen näher gerückt.
Vision oder Wirklichkeit: Sieht so der „Hund der Zukunft“ aus?