So die Frage von Moderator Michael Ulrich anlässlich der Podiumsdiskussion der Harburger Anzeigen und Nachrichten Anfang Mai in der Musikkneipe Consortium, die mit rund 80 Gästen bis auf den letzten Platz besetzt war. Auf dem Podium: Michael Fuchs (CDU), einer der Verfasser des Hamburger Hundegesetzes, der bereits zu Anfang jedem Hund einen verantwortungsbewussten Halter wünschte. Gleich neben ihm: HTV-Chef Wolfgang Poggendorf, der das Hamburger Hundegesetz als Volkes Wille bezeichnete. Sehr einverstanden mit dem Gesetz zeigte sich Wanderführerin Helga Weise, die auf ungetrübten Naturgenuss pochte. Dazwischen: Angela Wierig, 1. Vorsitzende der Hunde-Lobby, die im Verlauf des Abends in Fuchs und Poggendorf unerwartet Verbündete fand.
Doch zunächst verteidigte der tierschutzpolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion das Gesetz: „Das Hundegesetz ist ein Erfolg und wird von den meisten Hamburgern akzeptiert“. Den Erfolg versuchte er damit zu belegten, dass von den rund 38.500 steuerlich gemeldeten Hunden bis Ende März 2007 etwa 32.500 vom Zentralregister erfasst worden seien. Wierig widersprach, denn die vermeintliche Akzeptanz sei vielmehr den Sanktionen, die bis hin zum Haltungsverbot reichten, geschuldet. In diesem Zusammenhang bemängelte sie die schleppende Umsetzung der Globalrichtlinie in den Bezirken: „Es gibt keine Notwendigkeit, den Freilauf geprüfter Hunde in Grünanlagen einzuschränken. Und es ist ganz und gar nicht einzusehen, warum einige Bezirke die Grünanlagen großzügig freigeben, während andere – wie beispielsweise Altona – Freilaufflächen (für alle Hunde) klammheimlich in Freilaufzonen (für geprüfte Hunde) umdeklarierten und wieder andere – wie Eimsbüttel und Bergedorf – noch immer keine zusätzlichen Wege, Pfade und Flächen für geprüfte Hunde freigegeben hätten.
Angesprochen auf die Chippflicht betonte Poggendorf den erfreulichen Rückgang ausgesetzter Hunde im Tierheim Süderstraße. Gleichzeitig kritisierte er die Stadt, die der Forderung des Tierschutzbeirates nach wohnortnahen Auslaufflächen nicht nachgekommen sei. Zudem plädierte der Tierheimchef für die Leinenfreiheit, wenn denn die Halter ihren Hund dirigieren könnten. Er habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass Hunde häufig vermenschlicht würden, wodurch der Hund zu einer Gefahr für sich selbst und andere Menschen würde, was ihm Buhrufe aus dem Publikum einbrachte.
Ganz entschieden sprach sich Weise gegen jegliche Art von Leinenbefreiung aus: „Ich kann nicht erkennen, ob ein Hund gut ausgebildet ist und ob er mir nicht in die Wade beißt, wenn er auf mich losschießt, deshalb sollen alle Hunde an der Leine bleiben“.
In der Diskussionsrunde mit dem Publikum wurde Hamburg als hundefeindliche Stadt bezeichnet. Dem widersprach Fuchs und betonte die Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung, da es andernfalls sonst irgendwann dazu gekommen wäre, dass alle Hunde nur noch mit Leine und Maulkorb hätten ausgeführt werden können. „Inzwischen sind die Hundehalter aber in Vorlage gegangen“, so Fuchs weiter, „die jetzt auch Verständnis und Toleranz der Nichthundehalter erwarten können“. Während Poggendorf die Notwendigkeit des Gesetzes mit der Kluft zwischen Arm und Reich in der Hansestadt zu begründen versuchte, kam er unvermittelt auf die Rasselisten, die er wörtlich als „absoluten Quatsch“ bezeichnete. „Wir wissen, dass viele gute Hundehalter unter dem Gesetz leiden“, so Poggendorf weiter. Er hoffe, mit Hilfe eines Rechtsanwalts das Gesetz doch noch zu kippen. „Das haben die Hunde nicht verdient und wir sind den Tieren verpflichtet“. Deshalb appellierte er an die Hundehalter, Vorbildfunktion zu übernehmen, damit das Ziel „der Wegfall der Rasselisten“ erreicht werden könne. In diesem Zusammenhang bemängelte Poggendorf, dass der Tierschutzbeirat gehört wurde und das Gesetz dennoch so verabschiedet wurde, wie es jetzt ist. Gleichzeitig nahm er Michael Fuchs in Schutz, der sein Möglichstes für die Hunde getan habe, dennoch aber Parteisoldat sei.
Beim Thema Rasselisten, bestand Einigkeit zwischen Wierig und Poggendorf, der die fehlende Möglichkeit – Kategorie-1-Hunde durch Wesenstest wieder von Maulkorb und Leine zu befreien – als „bodenlose Schweinerei“ bezeichnete, was ihm den Beifall der Anwesenden einbrachte. Die Kritik an den Sachverständigen nahm er ebenfalls auf und bestätigte, dass zwischenzeitlich etliche nicht qualifizierte Sachverständige wieder von der Liste gestrichen worden seien. Prüfer, die den Wesenstest und/oder die Gehorsamsprüfung abnehmen dürfen, müssen jeweils ein Wochenende Fortbildung pro Jahr nachweisen.
Fuchs betonte, dass man sich jetzt auf die Dinge konzentrieren solle, die noch nicht so richtig liefen. „Wir müssen uns aber an die Regeln der Demokratie halten, denn wir leben nicht auf einer Insel“. Selbst Niedersachsen mit seiner liberalen Hundeverordnung stünde zunehmend unter Druck, weshalb er auch dort in absehbarer Zeit mit einer Verschärfung der Bedingungen rechne.
Aufgeklärt über die Angebote der Hunde-Lobby, den richtigen Umgang mit Hunden in Kitas und Grundschulen zu vermitteln, stellte Weise fest, dass die Diskussion so geführt werde, als ob sie „ein Rad ab“ hätte. „Es kann doch nicht wahr sein, dass der Spieß umgedreht wird und ich die Schuld habe!“ Dennoch empfand es die passionierte Wanderin als ihr gutes Recht, ungestört von Hunden Dehnübungen auf einer Freilauffläche zu machen.
Von Moderator Ulrich gefragt, ob der Kampf nach Abweisung der Verfassungsbeschwerde nun zu Ende sei, antwortete Wierig: „Der Kampf ist noch lange nicht zu Ende“ und erläuterte die laufende Klage vor dem Verwaltungsgericht (siehe auch „Klage vor dem Verwaltungsgericht Hamburg auf www.hundelobby.de). In diesem Zusammenhang bezeichnete die 1. Vorsitzende der Hunde-Lobby den Verzicht der Karlsruher Richter auf eine Begründung als „Arroganz der Macht“.
Zu Beginn der zweiten Diskussionsrunde klärte Dr. Urte Hirtzer, Tierärztin beim HTV, über den Unterschied von Wesens- und Gehorsamstest und die damit zusammenhängenden Kosten auf. Dabei kam man sehr schnell auf die Ungleichbehandlung von so genannten Führerscheininhabern in den verschiedenen Hamburger Bezirken. Fuchs versicherte, dass er diesbezüglich sehr dicht an der Seite der Hundehalter sei und den Wandsbeker Weg präferiere: „Wer eine Gehorsamsprüfung ablegt, hat einen Anspruch auf Gegenleistung – mehr Freiheit gegen mehr Qualifikation!“ In diesem Zusammenhang bestätigte Wierig, dass die Hundehalter bereit seien, ihre Qualifikation und den Gehorsam ihrer Hunde unter Beweis zu stellen. „Doch solange Bezirke wie Eimsbüttel die Freigabe von weiteren Flächen, Pfaden und Wegen verzögerten, solange rufen wir zum Boykott der Gehorsamsprüfung auf!“
Auch sei es nicht wahr, dass geprüfte Hundehalter heute mehr Freiheiten hätten, denn bis zum Jahr 2000 habe sich niemand um die Einhaltung der Grünanlagenverordnung gekümmert, so dass diese tatsächlich und nahezu uneingeschränkt von Haltern und Hunden zum Freilauf genutzt werden konnten. „Nur ein gut sozialisierter Hund ist ein sicherer Hund“, so Wierig weiter, „und wenn die Leine versagt, möchte ich einem nicht sozialisierten Hund keinesfalls begegnen!“ Weise aber beharrte darauf, dass sie sich als harmlose Joggerin nicht den Hundehaltern unterwerfen wolle und deshalb erwarte, dass die Hunde beim Herannahen eines Joggers oder Wanderers angeleint würden. Bei der Vielzahl von Joggern, machte Wierig darauf aufmerksam, dass der Hundehalter dann ständig mit dem Ab- und Anleinen beschäftig sei. Nicht zuletzt dadurch würden Jogger für den Hund erst interessant. „Schnüffeln gehört dabei zur hundlichen Kommunikation“, erklärte Wierig und forderte ein bisschen mehr „good will“, statt sich hinter seinen Phobien zu verstecken. „Ein Mensch, der von Ängsten gepeinigt ist, nimmt Schaden an seiner Seele. Von daher würde ich mir wünschen, wenn unsere Angebote zum besseren Verständnis des Mitgeschöpfes Hund angenommen werden“.
In seinem Schlusswort versprach Fuchs, die Problematik der Kategorie-I-Hunde in die politische Diskussion zu tragen und bekräftigte noch einmal, dass die Hundehalter ihren Verpflichtungen nachgekommen seien und deshalb jetzt einen Anspruch auf Gegenleistung in Form von mehr Freiheiten hätten, während Weise noch einmal betonte, dass jeder das Recht habe, nicht von einem Hund beschnüffelt zu werden.