Kampfhund: Politiker fordern hieb- und stichfeste Regularien bei Wesenstests
Es wird immer unwahrscheinlicher, daß Sugar, Hamburgs gefährlichster Hund, eingeschläfert wird: „Wir haben – um die Gefahr abzuwenden, die von dem Hund ausgeht – nach dem Gesetz die mildesten Mittel anzuwenden. Und das ist derzeit nicht das Einschläfern“, sagte Diethardt Wölk, Leiter des Rechtsamts Mitte. Noch am Mittwoch hatte Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (45, SPD) von zwei Optionen gesprochen: entweder den Hund einzuschläfern oder in ein Tierasyl in Süddeutschland zu bringen. Wie berichtet, wurde am Mittwoch das Ergebnis des dritten Wesenstests vorgestellt, Gutachterin Bettina Christian kam dabei zu dem Ergebnis, daß bei Sugar ein Leinen- und Maulkorbzwang ausreichen würde. Die ersten beiden Wesenstests hatte Sugar nicht bestanden und wurde als ausgesprochen gefährlich eingestuft. Unterdessen ist unklar, ob es überhaupt das Angebot eines Tierasyls gibt, den Kampfhund aufzunehmen. Denn nach wie vor weigert sich das Bezirksamt, offiziell zu sagen, welches Tierasyl das Aufnahmeangebot gemacht haben soll. Inofiziell wird in Bezirksamtskreisen immer wieder der Gnadenhof „Lebenswürde für Tiere“ in Amtzell (Baden-Württemberg) genannt. Doch die Verantwortlichen dort wissen nichts von einem Angebot: „Wir haben lediglich in Internetforen bekundet, daß wir den Hund theoretisch aufnehmen könnten. Aber zum Bezirksamt hatten wir nie Kontakt“, so Sprecherin Marianne Wengerek.
Also bleibt vorerst alles beim alten: Der Hund bleibt bis mindestens zum 15. Juli im Tierheim Süderstraße. Denn bis zu diesem Datum hat der Halter Zeit, sich zu äußern, ob er einer der beiden Optionen des Bezirksamts zustimmt.
Die Gesundheitsbehörde als zuständige Fachbehörde wird sich in den Fall Sugar nicht einmischen: „Wir haben keinen Einfluß auf das Vorgehen des Bezirksamts“, so Sprecher Hartmut Stienen (42).
Unterdessen fordert Michael Fuchs (56), tierschutzpolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion: „Die Regularien für Wesenstests müssen so hieb- und stichfest sein, daß zukünftig nur noch ein Wesenstest möglich ist und dann eine Entscheidung getroffen wird.“ Das solle auch ins neue Hundehaltungsgesetz hineingeschrieben werden. SPD-Innenexperte Andreas Dressel (30) ergänzt: „Die anerkannten wissenschaftlichen Standards für Wesenstests müssen in das Gesetz aufgenommen werden, damit solche Auseinandersetzungen wie bei Sugar künftig verhindert werden.“
ug
1. Juli 2005