Trotz allerbestem Ausflugswetter waren einige Hundert Hundehalter/innen dem Aufruf der Hunde-Lobby Hamburg am Samstag, 14. August 2004, gefolgt und waren zwischen 10.00 und 12.00 Uhr vor das Tierheim des Hamburger Tierschutzvereins (HTV), in der Süderstraße, gekommen, um mit einer symbolischen Hunde-Übergabe gegen das von Senat und Bürgerschaft geplante Hundegesetz und dem damit einhergehenden generellen Leinenzwang zu demonstrieren.
Da Wolfgang Poggendorf, Geschäftsführer HTV, die Einladung der Hunde-Lobby Hamburg, sich zu den Auswirkungen des geplanten Hunde-Gesetzes auf die Hundehaltung und die Vermittlung von Fundtieren zu äußern, nicht nur abgelehnt, sondern aus Furcht vor Übergriffen durch die friedlichen Demonstranten, sogar das Tierheim am Samstag für den Publikumsverkehr geschlossen hatte, machte Oliver Schwarz, Vorstandsmitglied Tierheim Westerwohld (www.Tierheim-Westerwohld.de), deutlich, wie wichtig Sozialkontakte ohne Leine für das Zusammenleben von Hund und Mensch sind und forderte die Rückkehr zur Hundeverordnung von vor 2000.
Sehr engagiert, berichtete die anerkannte Pädagogin, Therapeutin, Autorin und ausgewiesene Hundeexpertin Brigitte Stöber-Harries von ihrer Arbeit mit Kindern und Therapie-Hund Fenny-Penny.
„Unsere Hunde haben wie kein anderes Lebewesen die Fähigkeit und das Bedürfnis mit uns Menschen in friedlicher Partnerschaft zusammen zu leben“, so Stöber-Harries, „lasst sie uns als Partner behandeln und ihnen die Freiheiten geben, die sie brauchen, um gute Partner sein zu können. Vor den Kinderschützern, die Kinder und Hunde trennen wollen, müssen wir unsere Kinder schützen. Denn Kinder und Hunde tun sich gut.
Das 100-prozentig sichere Leben gibt es nicht, nicht im Straßenverkehr, nicht beim Spielen, nicht im eigenen Zuhause. Es ist absurd, unsere Hunde zu verteufeln, weil man sich ihrer nicht 100-prozentig sicher sein kann. 99 Prozent sicher ist allerdings, dass allgemeiner Leinenzwang viele Verhaltensprobleme und damit Halterprobleme schaffen wird und dass dadurch die Zahl der Hunde, die ihren Halter überfordern, anwachsen wird. Die Zahl der Tierheimhunde würde anwachsen!“
Über die Petitionseingabe betreffend die Anleinpflicht von Hunden informierte die Rechtsanwältin und langjährige Hundehalterin, Angela Wierig ( www.doggy-x.de) und erinnerte daran, dass mit dem Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes vom 26.7.2002, der Tierschutz als Staatsziel im Grundgesetz verankert wurde. Danach ist nach § 1 TierSchHuV der Hundehalter verpflichtet, dem Hund ausreichend Auslauf im Freien zu verschaffen. Bei verständiger Auslegung ist unter ausreichendem Auslauf im Freien nicht zu verstehen, dass der Hund dabei angeleint sei; noch das der Hund auf einem begrenzten Areal eingesperrt wird, mag dieser auch die hochtrabende Bezeichnung „Auslauffläche“ führen.
196 Hunde wurden während der Veranstaltung symbolisch abgegeben. Da die Hunde-Lobby Hamburg die Plüsch-Tiere nicht – wie geplant – an den HTV übergeben konnte, haben sich die Verantwortlichen entschieden, die Kuschel-Tiere der Internationalen Paketaktion Ost ( www.IPOeV.de) zu spenden. Dieser Verein arbeitet (im Gegensatz zum HTV) ausschließlich ehrenamtlich und wurde 2002 von Bürgermeister Ole von Beust mit dem Hamburger Bürgerpreis ausgezeichnet. Gabriele Kuhn, IG Hundefreunde Neugraben, nahm stellvertretend für Werner Matutat, 1. Vorsitzender IPO e.V., die Stofftiere entgegen. Schon bald werden die Kuschel-Hunde in rumänischen und litauischen Kinder- und Waisenheimen für glückliche Kinderaugen sorgen.
Wie von den Veranstaltern nicht anders erwartet, lief die Demonstration friedlich und ohne Zwischenfälle ab. Und die zahlreich anwesenden Hunde – ob Westi, Boxer, Eurasier, Setter, „Kathegorie“-Hund oder Mix – machten uns Menschen einmal mehr vor, dass das „friedliche Miteinander“ zwischen Mensch und Hund die Regel ist und nicht die Ausnahme!