Hamburgs Hundewiesen

www.hundewiese-hamburg.de (Inoffizielle Seite von Michael und Sunny)

Schaut man auf die offizielle Website der Stadt Hamburg, so findet man nach einigem Suchen eine Liste von 114 Hundefreilaufflächen für die Freizeit mit Hund im Grünen. Bereits im Juni 2010 machten sich Sunny und Michael auf, um alle Hundewiesen in Hamburg zu begutachten.

Für eine sportliche Hündin wie Sunny sollte der Besuch aller Hundewiesen schnell gemacht sein, doch bei ihren Recherchen wurden es irgendwie immer mehr Flächen. Sunny und Michael waren begeistert: 207 extra für Hunde ausgewiesene Flächen auszumachen.  So viele Hundewiesen hätten sie nun wirklich nicht erwartet, schließlich ist Hamburg nicht gerade für seine Hundefreundlichkeit bekannt.

Schöne Flächen sind die Ausnahme

Tatsächlich haben Sunny und Michael auch ein paar wirklich schöne Hundewiesen gefunden. Die besten liegen aber meist am Stadtrand und sind für Hundehalter aus dem Zentrum nur mit dem Auto oder umständlichen Bus- und Bahnfahrten zu erreichen. Wirklich zu empfehlen sind lediglich Hundewiesen wie am Kupferteich, im Eichbaumpark (hier gibt es sogar eine Badestelle), im Niendorfer Gehege, im Heimfelder Holz oder am Hundestrand am Falkensteiner Ufer. Daneben gibt noch ein paar weitere attraktive und gelungene Hundewiesen, aber betrachtet man dann die Gesamtzahl, ist es enttäuschend, was die Hansestadt zur Kompensation des generellen Leinenzwangs Hund und Halter zumutet.

Völlig ungeeignet

Leider sind die meisten Hundewiesen nur Flecken oder als Spiel- und Auslauffläche völlig ungeeignet. Als Michael und Sunny am Klosterstern ankamen, war Herrchen schon ziemlich unentspannt, liegt die Freilauffläche doch direkt in der Mitte des viel befahrenen Kreisverkehrs. Ein schreckhafter Hund kann da nur auf die Straße flüchten, falls mal etwas passiert. Die Hundewiese Alwin-Lippert-Weg in Niendorf entpuppte sich als winziger Flecken und an der Freilauffläche Jaarsmoor warnte ein Hinweisschild vor Rattengift.
Andere Freilaufflächen, wie  Drieschweg,   Am Ohlmoorgraben, Nordschleswiger Straße und noch einige mehr, stellten sich nur als schmale Grasstreifen direkt an der Straße heraus. Es kam aber noch schlimmer, als die beiden auf der Hundewiese Antonipark ankamen, trauten sie sich keinen Schritt auf die mit Glasscherben übersäte Hundewiese.
Ähnlich abschreckend präsentierte sich die Hundewiese Pepermölenbek – auch hier gab es jede Menge Müll und Glasscherben. Zudem wird diese Wiese augenscheinlich nachts von den Besuchern der Reeperbahn als Toilette benutzt. Es roch erbärmlich und Sunny fühlte sich da alles andere als wohl.
Bei anderen Hundewiesen hatten beide das Gefühl, man hätte sie weggesperrt. So vermitteln die Auslaufflächen Rehrstieg, Harburger Stadtpark und Große Brunnenstraße das Gefühl von einem Zoogehege. Eigentlich fehlen da nur noch die Schilder „Vorsicht, gefährliche Hunde und Halter, nicht füttern“. Auf der Hundewiese Große Brunnenstraße sind die Hundepfoten zudem auch nicht vor Glasscherben sicher. Die Besucher einer nahegelegenen Kneipe scheinen dort gerne ihr Altglas zu entsorgen.

Trauriger Zustand auf Hamburgs einzigem Hundespielplatz

Per Zufall fanden Sunny und Michael am Rahel-Varnhagen-Weg in Bergedorf eine Hundewiese, die in keiner Liste der Stadt verzeichnet ist. Auf den ersten Blick, beim vorbeifahren, macht sie nicht viel her. Wer anhält, findet aber einen Hundespielplatz mit Agility-Parcours und schönem Unterstand für die Zweibeiner. Bei genauerem Hinsehen stell-ten die beiden aber fest, dass das Dach des Unterstandes undicht ist und es durchregnet. Die Agility-Geräte sind aus Sperrholz und die Farbe blättert langsam ab. Dadurch dringt Feuchtigkeit in das Holz und die Geräte werden mit der Zeit morsch undunbrauchbar. An einigen Stellen kommen die Nägel langsam aus dem Holz und stehen hervor, so dass die Gefahr von Pfotenverletzungen groß ist. Stammgäste der Hundewiese haben sich schon häufiger an das zuständige Grünflächenamt gewandt und auf die maroden Geräte hingewiesen. Es ist nichts passiert. Selbst auf das Angebot, die Geräte selbst instandzusetzen, wenn die Behörde etwas Farbe zur Verfügung stellt, wurde nicht reagiert.
Aber auch das ist leider kein Einzelfall. Auf ihrer Tour durch Hamburg haben Sunny und Michael unzählige kaputte oder verrottete Parkbänke gefunden. Teilweise waren die Bänke auch mit Unkraut und Brennnesseln zugewuchert, obwohl der Rasen rundherum frisch gemäht war. Anscheinend ist es für die Stadt günstiger, Parkbänke aufzustellen, verrotten zu lassen und dann irgendwann wieder neue anzuschaffen, als die Sitzgelegenheiten auf den Hundewiesen zu pflegen.
Am Ende ihrer Tour waren die beiden Wiesentester ziemlich enttäuscht. Bis auf die wenigen wirklich tollen Hundewiesen hatten sie den Eindruck, dass nur die Flächen für Hunde freigegeben wurden, die eh keiner nutzen will. Die Areale liegen zumeist am äußersten Rand der Parkanlagen, sind schlecht zu finden und häufig nicht einmal ausgeschildert. Kein Wunder, dass man dort von Nicht-Hundehaltern beschimpft wird, obwohl man seinen Hund auf einer eigens dafür eingerichteten Fläche frei laufen lässt. Häufig sind es auch Radfahrer, die sich in ihrem Bemühen, Höchstgeschwindigkeiten zu er-zielen, behindert fühlen.

Für leinenbefreite Hunde

Um sich einen wirklichen Eindruck von der Freilaufsituation in Hamburg zu machen, besuchten Sunny und Michael natürlich auch die Hundewiesen für geprüfte Hund-/Haltergespanne. Wer in den Bezirken Harburg oder Wandsbek wohnt, hat es wirklich gut, denn mit dem so genannten Hundeführerschein darf man hier in den Grünanlagen (fast) überall ohne Leine mit seinem Hund gehen. Auch in Hamburg-Nord dürfen geprüfte Hunde in fast allen Stadtteilen in den Parks ohne Leine laufen, allein in Brambek-Nord und -Süd, Dulsberg, Hohenfelde und Uhlenhorst wurden die Grünanlagen nicht freigegeben und es gibt in diesen Stadtteilen auch keine extra ausgewiesenen Flächen für leinenbefreite Hunde.
In den anderen Bezirken war es komplizierter, denn fast jedes Bezirksparlament hat andere Regelungen für geprüfte Hunde aufgestellt und auf der Website hamburg.de sind die Freilaufflächen nach § 9 Hamburger Hundegesetz nicht vollständig aufgeführt. Nach diversen Anrufen bei den zuständigen Behörden machten sich Michael und Sunny erneut auf den Weg.
Wie schon bei den Freilaufflächen nach § 8 HHG, überwiegen auch bei den Wiesen für geprüfte Hunde die schlechten. Ein großes Problem ist, dass die wenigsten Areale ausgeschildert sind. Im Gegenteil, an vielen Auslaufzonen stehen Schilder, die das Mitführen von Hunden nur an der Leine gestatten. Laut Durchführungsverordnung sind die Bezirke verpflichtet, die Flächen kenntlich zu machen, doch hier kann man wohl eher von einer Unkenntlichmachung sprechen.

Längst nicht alles

Wäre das alles, wäre es ja gar nicht mal so schlimm, aber was sich diese Bezirke für Hund und Halter mit Hundeführerschein ausgedacht haben, übertrifft jeden denkbaren Schildbürgerstreich. Die beiden standen auf winzigen Rasenflächen – verdreckt, ungepflegt und direkt an Haupt-straßen gelegen. Sie ärgerten sich über Miniwiesen wie Lenzweg, Oderstraße oder Mölenbek und besuchten eine wirklich gefährliche Fläche im Repsoldpark, wo auf der einen Seite der Verkehr der Kurt-Schumacher-Allee vorbei rauscht und auf der anderen Seite das Drop-Inn, ein Treffpunkt für Drogensüchtige, liegt. Wer mag hier seinen Hund schon ableinen?
Über den Bezirk Eimsbüttel waren Sunny und Michael zunächst höchst erfreut, hat man dort doch sage und schreibe 67 Flächen für geprüfte Hunde ausgewiesen. Wenn man die Flächen dann aber anschaut, bleibt leider nicht viel Brauchbares übrig. Ein paar wenige Gebiete, wie beispielsweise der Vossbarg, sind relativ gut für einen Spaziergang geeignet, doch die meisten Flächen sind einfach nur klein und enden schon wieder bevor der Hund überhaupt zum Spurt angesetzt hat. So wurden an der Rothenbaumchaussee und am Mittelweg mal eben schmale Grünstreifen neben dem Fußweg als Hundewiesen ausgewiesen und in Niendorf wurde ein Gebüsch in unmittelbarer Nach-barschaft der Elternschule als Freilauffläche deklariert. Sogar ein Kinderspielplatz wurde in Niendorf als Hundewiese ausgewiesen.
Einige der von Eimsbüttel ausgewiesenen Flächen machen sogar tatsächlich Sinn, zumindest wenn man sie zusammen nimmt. Sie gehen auch nahtlos ineinander über, sind aber als einzelne Flächen ausgewiesen. Da wundert es einen schon, dass die Hundewiese Vossbarg nicht in vier Teile aufgeteilt wurde: Vossbarg Nord, Süd, Ost und West! So hätte man die Anzahl der Flächen glatt auf 70 steigern können. Mit Hilfe dieses Tricks ist es dem Bezirk Eimsbüttel zumindest gelungen, der einzige Bezirk der Stadt zu sein, der wirklich in jedem Stadtteil Hundewiesen vorweisen kann.

38 Stadtteile ohne Freilaufmöglichkeit

Nach drei Monaten Arbeit, etwa 3.000 Kilometern abgefahrener Strecke und schmerzenden Füßen und Pfoten, hatten es Michael und Sunny im Oktober geschafft, alle Hundewiesen in Hamburg zu erfassen.
Ihr Resümee ist ernüchternd: Auch viereinhalb Jahre nach Inkrafttreten des Hamburger Hundegesetzes verfügen lediglich 67 von 105 Stadtteilen über mindestens eine Hundefreilauffläche. In 38 Stadtteilen – wie etwa  Wohldorf-Ohlstedt, Bergstedt, Duvenstedt und Lehmsal-Mellingstedt (zusammen rund 20 Prozent der Fläche des Bezirks Wandsbek) – steht bis heute gar keine Freilauffläche nach § 8 Hundegesetz zur Verfügung – obwohl genügend Grünflächen vorhanden sind. Hier haben sich die Bezirke also nicht an die Vorgaben des Senates gehalten und andernorts, wie beispielsweise in Eimsbüttel, ist die Anzahl der § 9-Flächen reine Augenwischerei.
Das komplette Ergebnis von Michael und Sunnys Recherchen findet man im Internet unter www.hundewiese-hamburg.de. Dort sind alle Frei- und Auslaufflächen mit Fotos, einer ausführlichen Beschreibung und einer Google-Map erfasst. Stöbern ist ausdrücklich erwünscht und Sunny und Michael freuen sich über Anregungen oder neue Informationen zu den vorgestellten Flächen, denn auf jeder Hundewiesenseite kann ein Kommentar hinterlassen oder eine Nachricht an die beiden geschrieben werden.