Hunde-Lobby protestiert gegen Pläne in Niedersachsen

Am 10. Juni 2009 hat der Fraktionsvorsitzende der SPD im Niedersächsischen Landtag, Wolfgang Jüttner, einen Antrag auf Verschärfung des Niedersächsichen Hundegesetzes (NHundG) eingebracht.

Gegen die Forderungen, zukünftig bestimmte Rassen und alle Hunde, die schwerer als 20 Kilogramm und größer als 40 Zentimeter sind, mit einem generellen Maulkorb- und Leinenzwang zu belegen, hat die Hunde-Lobby schriftlich Protest beim Ministerpräsidenten Christian Wulff, beim stellvertretenden Ministerpräsidenten Dr. Philipp Rösler, beim zuständigen Minister Hans-Heinrich Ehlen sowie dem Fraktionschef der SPD, Wolfgang Jüttner, eingelegt.

Die Hunde-Lobby hat dabei deutlich gemacht, dass in Niedersachsen kein Gesetzesdefizit, sondern allenfalls ein Vollzugsdefizit besteht. Das derzeit gültige NHundG versetzt die zuständigen Stellen adäquat in die Lage, auf die tatsächliche Gefährdung durch Hunde einzugehen, so dass es keiner Änderung, sondern lediglich einer konsequenten Umsetzung des Gesetzes bedarf.

Fachleute, Kynologen und Tierärzte haben in der seit Jahren geführten Diskussion über Sinn und Unsinn von Rasselisten immer wieder deutlich gemacht, dass die tatsächliche Gefährlichkeit eines Hundes weder von seiner Rasse noch von seiner Größe abhängt, sondern einzig und allein von seiner Prägung, Erziehung und Haltung. Eine tatsächliche Gefährdung geht allein von verantwortungslosen Haltern aus.

Dieser Einschätzung ist Niedersachsen seinerzeit gefolgt und hat die für die Gefahrenprävention untauglichen Rasselisten abgeschafft. Im Interesse der Gefahrenabwehr und der Vorschriften des Bundestierschutzgesetzes und der Tierschutz-Hundeverordnung kann es nicht angehen, dass ein bislang vernünftiges Hundegesetz zum Nachteil der großen Mehrheit der verantwortungsbewussten Hundehalter und ihrer Tiere verschärft wird.

Die Hunde-Lobby plädiert seit Jahren für sachkundige Hundehalter, die am besten bereits vor Anschaffung eines Hundes ihre Sachkunde nachweisen. Unfälle mit Hunden passieren zwar auch durch „kriminelle“ Hundehalter, die ihren Hund als „Waffe“ missbrauchen. Diese wird man jedoch mit Gesetzen nicht erreichen. Die meisten Unfälle sind dagegen der fehlenden Sachkunde der Halter zuzuschreiben, die aus Unkenntnis bereits Fehler bei der Anschaffung und später bei der Erziehung, Ausbildung und Haltung des Hundes machen.

Hier sollte die Politik ansetzen, wenn es ihr tatsächlich ernst damit ist, zukünftige Unfälle mit Hunden zu vermeiden. Als Anreiz für die Ableistung eines sog. Hundeführerscheins wurden in der Vergangenheit immer wieder Vergünstigungen bei der Hundesteuer diskutiert. Auch das wäre ein aktiver Beitrag zu mehr Sicherheit.

Wie die Studie der Uni Göttingen „Ökonomische Gesamtbetrachtung der Hundehaltung in Deutschland“ vom Januar 2006 belegt, wird in rund 13 Prozent der Haushalte ein Hund gehalten. Im Zeitraum von 1968 bis 2005 (also über einen Zeitraum von 38 Jahren) gab es 58 tödliche Hundebisse in Deutschland, d.h. im Durchschnitt 1,53 tödliche Zwischenfälle mit Menschen pro Jahr.  Erfasst man sämtliche gemeldeten Zwischenfälle mit Hunden (ein Mensch wird durch einen Hund verletzt oder ein anderer Hund wird durch einen Hund verletzt), so kommt man laut Deutschem Städtetag auf ca. 30.000 Zwischenfälle im Jahr, so dass man lediglich ca. 0,6 Prozent der Hunde als potenziell gefährlich einstufen müsste. Dabei dominieren allerdings in den Fällen mittlerer oder schwerer Verletzungen bzw. Tötungen die Zwischenfälle zwischen Hund und Hund. Bei den Verletzungen von Menschen gibt es viele leichte Verletzungen, die vermutlich vor allem wegen des Versicherungsanspruchs gemeldet werden.

Die Zahlen veranschaulichen recht deutlich, dass das derzeit gültige NHundG adäquat auf die tatsächliche Gefährdung durch Hunde eingeht und eigentlich keiner Änderung bedarf.

Gleichzeitig belegt die Studie, dass die Hundehaltung in Deutschland einen jährlichen Umsatz von ca. 5 Milliarden Euro bewirkt. Ausgaben die im direkten oder indirekten Zusammenhang mit der Hundehaltung stehen, haben einen Anteil von 0,22 Prozent am deutschen Brutto-Inlands-Produkt (entspricht einem Fünftel des Beitrags der deutschen Landwirtschaft). Mit der Hundehalterung sind rund 100.000 Arbeitsplätze verbunden und 50 bis 60 Hunde finanzieren einen Arbeitsplatz. Die Studie hat auch ergeben, dass Hundehalter um 30 Prozent weniger ins Ausland reisen, was nicht zuletzt auch den Feriengebieten in Niedersachsen zugute kommt. Von einer Verschärfung des NHundG dürfte zudem auch VW betroffen sein, denn wie die Studie zeigt, kaufen mehr als ein Drittel der Hundehalter Kombis oder andere größere Autos. Nicht zuletzt verbessern Hunde die Gesundheit ihrer Halter und reduzieren damit die gesamtwirtschaftlichen Gesundheitskosten um ca. 0,875 Prozent (d.h. um mehr als 2 Mrd. Euro). In wirtschaftlich angespannten Zeiten, sollten sich die politisch Verantwortlichen daher auch fragen, ob sie es sich leisten können, durch populistische Maßnahmen den Wirtschaftsfaktor Hund zu gefährden.

Auf der Website des Regionalteams Seevetal der Hunde-Lobby (www.hundelobby-seevetal.de) wurde ein Protestbuch eingerichtet, in das sich innerhalb kürzester Zeit hunderte von Hundehalter eingetragen haben.

Am 2. August 2009, 12.30 Uhr, treffen sich Hundehalter in Hannover, (Bahnhofstraße, vor Galeria Kauhof), um gegen eine Verschärfung des NHundG und für ein friedliches Zusammenleben von Menschen mit und ohne Hund zu demonstrieren (weitere Infos unter www.tierische-engel.de).

Die Studie „Ökonomische Gesamtbetrachtung der Hundehaltung in Deutschland“ finden Sie hier:

Ein Gutachten von Dr. Barbara Schöning zu den Auswirkungen bestimmter restriktiver Haltungsbedingungen finden Sie hier: